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Hans-Ulrich Dodt – neuberufener Professor am Institut für Festkörperelektronik

Mit Hilfe von optischen Methoden visualisiert der gebürtige Freiburger Nervenzellen und realisiert 3D-Flüge durch das transparente Gehirn. In seinem interdisziplinären Forschungsgebiet Bioelektronik wendet er Ansätze aus der Astronomie auf Fragen der Hirnforschung an.

Werdegang

Der naturwissenschaftliche Teil der Medizin und die Physik übten auf Hans-Ulrich Dodt gleichermaßen Faszination aus. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass er sich für beide Studienrichtungen entschied. Der gebürtige Freiburger begann sein Medizinstudium an der Universität Freiburg, dass er nach zwei Jahren an der Universität Heidelberg fortsetzte. Nach einem Auslandsjahr in Paris entschloss er sich parallel zur Medizin Physik zu belegen. In Heidelberg promovierte Professor Dodt zum Dr. med., wo er auch das Physikstudium abschloss, in dem er sich hauptsächlich mit der Astronomie auseinandersetzte. "Ich habe in Heidelberg auch deswegen studiert, weil mir Optik immer Spaß gemacht hat. Später übernahm ich die optischen Methoden, die ich in der Astronomie gelernt habe, in die Medizin", so Dodt. Nach einer Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut (MPI) für Psychiatrie in München, befasste er sich im Rahmen seiner Habilitation an der TU München mit "Untersuchungen zur synaptischen Übertragung im Neocortex mit optischen Methoden“. "Insgesamt ist die Übertragung physikalischer Methoden aus der Astronomie auf die Hirnforschung ein ‚eher untypischer Zugang", sagt Dodt. Seine Experimente zur Visualisierung von Nervenzellen im Gehirn begann er schon ganz am Anfang seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in München. Im Jänner 2007 wurde Hans-Ulrich Dodt zum Universitätsprofessor für Bioelektronik an der TU Wien berufen.

Forschungsschwerpunkt Mikroskopie

"Mein Forschungsgebiet ist interdisziplinär. Es befindet sich zwischen dem was in der Medizin, genauer gesagt in der Neurophysiologe, und dem was in der Physik gemacht wird", erklärt Dodt. Das Hauptaugenmerk liegt auf der Mikroskopie. Im Zentrum seines Erkenntnisinteresses steht das neuronale Netzwerk des Gehirns und seine biologische Informationsverarbeitung. Dodt: "Ich möchte versuchen zu verstehen, wie dieses Netzwerk funktioniert und untersuche das mit verschiedenen Methoden. Einmal bediene ich mich physikalischer Methoden, einmal untersuche ich mit Hilfe der Ultramikroskopie sowie anderer elektrophysiologischer Verfahren. Erst im vergangenen März wurde eine Forschungsarbeit zum ‚gläsernen Gehirn’ im Wissenschaftsmagazin ‚Nature Methods’ publiziert". Auf Basis der Ultramikroskopie konnte Dodt am Computer 3D-Flüge durch ein transparentes Mäusegehirn realisieren. Mit Wien habe Dodt schon eine zeitlang "geliebäugelt". Vor allem, dass in den biologischen Wissenschaften in Wien eine ziemliche Aufbruchsstimmung herrscht, war für Hans-Ulrich Dodt eine Motivation vom MPI in München an die TU Wien zu wechseln. Für seinen Forschungsantrag "Brain imaging using infrared fluorescent quantum dots" wurde er 2004 mit einer Förderung der Hertiestiftung in Höhe von 560.000 Euro ausgezeichnet.

Bioelektronik an der TU Wien

In der Lehre möchte Dodt einen starken Forschungsaspekt einbringen und die Studenten mit Methoden und Denkweisen der Forschung vertraut machen. Lehrveranstaltungen hält Professor Dodt ab dem kommenden Wintersemester 2007/2008 im Bereich Biophysik für ElektrotechnikerInnen ab. In Bezug auf die Umstellung auf Bachelor und Master meint er, dass ein Vorteil sei, dass StudentInnen, die ihr Studium frühzeitig beenden nun in Form des Bachelors einen Abschluss haben. "Ich finde die TU München, die ich gut kenne, hat eine gute Lösung gefunden. Die verleihen ihren MasterstudentInnen das Diplom gleich mit. Denn meiner Meinung nach ist der deutsche oder österreichische Diplomingenieur nicht zuletzt in den USA ein Markenartikel", sagt Dodt. Wichtig sei ihm vor allem, dass die Masterthesis der Diplomarbeit entspricht.

Private Seite

Privat interessiert sich Hans-Ulrich Dodt sehr für das Italien der Renaissance. "Es ist unglaublich, was die Baumeister z.B. des Doms in Florenz damals geleistet haben, ganz ohne Computer und mathematische Modelle". Vor kurzem hat er sich in Florenz das Fernrohr Galilei angesehen, "völlig unscheinbar, aber es hat die Welt verändert". Neben Astronomie und Italien interessiert er sich auch für klassische Gitarre, die er seit seiner Schulzeit spielt.

Wissenschaftlich hofft er bei einem Brückenschlag zwischen der Technik der TU Wien und den biologischen Fragestellungen der Medizinischen Universität Wien helfen zu können. So gibt es auch räumlich schon eine enge Kooperation mit dem Institut für Hirnforschung der MedUni. Seine neuen Technologien werden dort schon angewendet um die Entstehung von Krankheiten wie etwa Alzheimer besser zu verstehen.