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Grüne Fassaden: Pflanzen als Schutz vor der Sommerhitze

Begrünte Fassaden können Energie sparen und das lokale Klima in der Stadt deutlich verbessern. An der TU Wien werden unterschiedliche Fassadenbegrünungs-Strategien erprobt, gemessen und simuliert.

Grüne Fassaden

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Das Gebäude der MA48 ist jetzt grün. Foto: TU Wien

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Auch die Innenräume werden durch Begrünung aufgewertet. (Foto: Tech Metall)

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So prächtig kann eineWandbegrünung aussehen. (Foto: Florawall)

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Ein begrüntes Hotel in Wien. Foto: TU Wien

Wer diesen Sommer schwitzend vor dem Ventilator verbracht hat und sich nach einer Klimaanlage sehnt, sollte sich Gedanken über eine umweltfreundliche Alternative machen: Fassadenbegrünung in der Stadt ist ein neuer Trend, der die Lebensqualität erhöhen und den Energiebedarf senken kann. An der TU Wien wird erforscht, wie das am besten gelingt. In Wien laufen derzeit mehrere Pilotprojekte.

Besseres Mikroklima
Die Bauingenieurin Prof. Azra Korjenic führt seit Jahren Messungen an Gebäuden mit begrünten Fassaden durch. „Dass Fassadenbegrünung zu Verbesserungen führt, steht mittlerweile außer Zweifel“, erklärt sie. Pflanzen haben eine regulierende Wirkung auf das Mikroklima: Im Sommer werden Innenräume und Höfe durch Fassadenbegrünung deutlich kühler, weil die Pflanzen die Konstruktion vor zu starker Erwärmung schützen und außerdem durch die Verdunstung von Wasser zur Kühlung beitragen. Im Winter schützen sie das Haus vor dem Auskühlen, außerdem filtern sie Feinstaub und verbessern die Luftqualität und schützen vor Lärm.

Korjenic ist daher überzeugt, dass sich Pflanzenbewuchs auf der Fassade durchsetzen wird – in Zukunft könnten unsere Städte viel grüner aussehen. Energiekosten für Klimaanlagen und Heizung sollen sich damit einsparen lassen. Allerdings gibt es auf diesem Gebiet noch nicht viel bautechnische Erfahrung. Daher ist es wichtig, wissenschaftlich zu untersuchen, wie Fassadenbegrünung am besten gelingen kann.

Viele verschiedene Konzepte werden derzeit getestet. Das einfachste ist, Kletterpflanzen an der Fassade wachsen zu lassen, doch es gibt auch deutlich wirkungsvollere Techniken. Man kann vor der Fassade eine zweite Fassade aus Pflanzentrögen errichten, man kann feste Fasermatten mit integriertem Substrat und Befeuchtungsanlage vor die Fassade hängen und vieles mehr. „Eine Kosten-Nutzen-Rechnung verschiedener Systeme wird gerade gemacht“, sagt Korjenic. „Welche Lösung die beste ist, hängt von den Zielvorstellungen und Präferenzen des Anwenders ab.“ Das Forschungsteam von Azra Korjenic misst Daten und entwickelt Computersimulationen, mit denen man den Einfluss verschiedener Konstruktionen auf den Wärmehaushalt eines Gebäudes berechnen kann.

Mehrere Pilotprojekte
Die Nachfrage nach dieser Expertise wächst: Derzeit laufen mehrere vielversprechende Forschungsprojekte. Das Bundesrealgymnasium in der Kandlgasse im 7. Wiener Gemeindebezirk wird im Zuge eines FFG-Projektes eine Innenraum-, Fassaden- und Dachbegrünung erhalten. Dort werden verschieden Systeme montiert, sowohl in Klassenzimmern als auch außen an der Fassade. Es wird auch Einfluss der Begrünung auf das Raumklima untersucht – auf  Raumtemperatur, Raumfeuchte, CO2, Staubmenge und Schall. Das Gebäude der Magistratsabteilung 31 (Wiener Wasser) im 6. Bezirk wird ebenfalls bereits begrünt, hier wird man nun drei Jahre lang Daten erheben und analysieren. Und auch im Auftrag der Wiener Magistratsabteilung 22 (Umweltschutz) führt Azra Korjenic mit Ihren Team derzeit verschiedene Studien durch.

Technisch interessant ist auch die Kombination von Fassadenbegrünung mit Photovoltaik. Auf den ersten Blick könnte man meinen, beide Konzepte schließen einander aus, wenn nur eine begrenzte Fläche zur Verfügung steht. Doch dieses Problem lässt sich beheben: Man kann etwa über den Fenstern geneigte Solarzellen anbringen, die im Sommer für Schatten sorgen, und den Pflanzen ihren Platz lassen. Außerdem wird auch getestet, wie man transparente Solarzellen einsetzen kann, die nur einen kleinen Anteil des Sonnenlichts in elektrische Energie umwandeln und den Rest zu den Pflanzen auf der Fassade dringen lassen.

Azra Korjenic rechnet damit, dass Fassadenbegrünung immer populärer wird – nicht zuletzt wegen des Klimawandels: „Wenn die Sommer bei uns immer heißer werden, dann werden die Leute feststellen, dass es in einem kühleren Gebäude mit begrünter Fassade einfach viel angenehmer ist.“

Zum Nachlesen:
Derzeit werden an einem Öko-Prüfstand des Forschungsbereiches für Bauphysik und Schallschutz der TU Wien, verschiedenste Varianten detailliert messtechnisch untersucht. Das Projekt gewann bereits „Energy Globe Wien 2015“: http://www.tuwien.ac.at/aktuelles/news_detail/article/9413/, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

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Blickpunkt Forschung: Energie @ TU Wien

Mit der Veranstaltung „Blickpunkt Forschung“ am 28.9.15 werden Projekte zum Thema Energie bewusst in den Mittelpunkt geholt. Dabei liegt der Fokus auf den Ergebnissen, die aus diesen anwendungsnahen Forschungsprojekten der TU Wien – teilweise auch in Kooperation mit Unternehmen – erzielt werden konnten. Der Bogen spannt sich dabei von Fragen der Energiegewinnung und Energiespeicherung über Ideen für energiebewusste Architektur und Siedlungsplanung und das Design intelligenter Stromnetze bis zu Energiesparmaßnahmen und energiepolitische Fragen.

Anmeldung unter https://vama.wkw.at/wkeshop.aspx?VANR=12001445, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Rückfragehinweis:
Prof. Azra Korjenic
Institut für Hochbau und Technologie
Technische Universität Wien
Adolf Blamauergasse 1-3, 1030 Wien
T: +43 (1) 58801 20662
azra.korjenic@tuwien.ac.at

Aussender:
Dr. Florian Aigner
Büro für Öffentlichkeitsarbeit
Technische Universität Wien
Operngasse 11, 1040 Wien
T: +43-1-58801-41027
florian.aigner@tuwien.ac.at