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Georg Steinhauser hält Vortrag über Kernphysik-Pionier Auer von Welsbach

Berühmt wurde Auer von Welsbach mit der Verbesserung der Gasbeleuchtung. Doch hat er so ganz nebenbei auch die Neutronenaktivierung entdeckt? Georg Steinhauser geht dieser Frage am 10. Juni nach.

Georg Steinhauser hält einen Vortrag über Carl Auer von Welsbach

Georg Steinhauser hält einen Vortrag über Carl Auer von Welsbach

Georg Steinhauser hält einen Vortrag über Carl Auer von Welsbach

Carl Auer von Welsbach war ein außerordentlich erfolgreicher Wissenschaftler. Es gelang ihm nicht nur, mehrere neue chemische Elemente zu entdecken, er machte Ende des 19. Jahrhunderts auch mehrere wichtige Erfindungen, um die Beleuchtungstechnik seiner Zeit zu verbessern. Georg Steinhauser, an der TU Wien promovierter Radiochemiker, derzeit Professor an der Colorado State University, hat sich Auer von Welsbachs alte Aufzeichnungen angesehen und kam dabei zur überraschenden Erkenntnis, dass Auer von Welsbach vermutlich auch als Erster die radioaktive Neutronenaktivierung entdeckt hat.

Am 10. Juni 2014 um 17:00 können Sie Georg Steinhauser bei einem Vortrag im Boecklsaal der TU Wien (Karlsplatz 13, 1. Stock) durch ein spannendes Stück Wissenschaftsgeschichte begleiten.

Kann das denn wahr sein?
Wer in einem Experiment beharrlich eine Erscheinung beobachtet, die einem selbst unerklärlich bleibt und die von allen KollegInnen als unmöglich erachtet wird, hat man nur zwei Optionen: Die Beobachtung ignorieren und so tun als wäre nichts gewesen, oder sie mit der Kollegenschaft teilen und publik machen. Wer sich für die letztere Möglichkeit entscheidet, hofft natürlich auf eine Sensation, braucht jedoch auch Mut und Selbstvertrauen in beträchtlichem Ausmaß – ist doch die Gefahr einer Blamage groß.

Der österreichische Chemiker Carl Auer von Welsbach stand im Jahr 1910 vor diesem Dilemma. Er hatte beobachtet, wie ein radioaktiver Stoff andere Substanzen durch Kontakt radioaktiv gemacht hatte – damals wie heute ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Auer von Welsbach war sich seiner Sache sicher: Was er gesehen und gemessen hatte, war kein Artefakt. So entschied er sich, die seltsame Erscheinung in einem kurzen Absatz einer umfangreichen Publikation wenigstens zu erwähnen, freilich nicht ohne hinzuzufügen, sie sei „eine Art von Erscheinung, die mir mit den heute herrschenden Theorien nicht recht im Einklange zu stehen scheine.“

Georg Steinhauser, Absolvent der TU Wien, glaubt, dahinter die erstmalige Beschreibung von Neutronenstrahlung und die Erzeugung künstlicher Radionuklide erkennen zu können. Sollte es sich tatsächlich um die erstmalige Beschreibung einer „Neutronenaktivierung“ gehandelt haben, hätte diese Beobachtung das Potential gehabt, den Lauf der Geschichte zu verändern. Auer von Welsbach hatte vielleicht eine gewisse Vorahnung, dass er gerade unabsichtlich die Tür zu einem neuen – dem nuklearen – Zeitalter aufgestoßen hatte. So schließt die kurze Notiz mit den Worten: „Vielleicht bilden manche von [diesen Beobachtungen] wichtige Fingerzeige für die weitere Erforschung des so geheimnisvollen Gebietes der Radioaktivität.“

Im Vortrag (in deutscher Sprache), organisiert von der von der Ignaz-Lieben-Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte, wird Steinhauser seine neuesten Untersuchungen und Erkenntnisse zu diesem forensischen Projekt präsentieren, das 2010 mit Bader-Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet wurde.

<link http: www.i-l-g.at>Homepage der Ignaz-Lieben-Gesellschaft