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Europäische Kommission zeichnet digitales Lernprojekt aus

Das Projekt „Head in the Clouds: Digital Learning to Overcome School Failure“ der Fakultät für Informatik stellt digitale Bildungsmaterialien für benachteiligte Roma-Kinder zur Verfügung.

4 Mädchen und ein Bub im Volkschulalter beim interessierten Herumprobieren mit einer SOLE-Box zum Selbstlernen.

© Head in the Clouds Consortium/Fundatia Crestina Diakonia Filiala Sfantu Gheorghe

Digitales Lernen

Digitale Fähigkeiten sind heute eine Schlüsselkompetenz im beruflichen und privaten Leben. Sich in einer unbekannten Stadt zurechtzufinden, eine E-Mail zu versenden, Geschäftstreffen zu vereinbaren oder eine neuen Sprache zu erlernen – alle diese Tätigkeiten erfordern den kompetenten Umgang mit digitalen Geräten (z. B. Smartphones, Computer, Tablets). Viele Kinder und Jugendliche, besonders aus sozial benachteiligten Gruppen, haben jedoch keinen Zugang zu dieser Ausrüstung. Das hindert sie daran, sich Wissen in zahlreichen Disziplinen und transversale Fähigkeiten anzueignen.

Erfolgsgeschichte

Um die digitalen Bildungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen im Kontext von Minderheiten, in diesem Falle Roma, zu verbessern, initiierten A Min Tjoa, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und sein Team vom Forschungsbereich Information and Software Engineering, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster der Fakultät für Informatik das Erasmus+-Projekts „Head in the Clouds: Digital Learning to Overcome School Failure, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster“ in Zusammenarbeit mit sechs internationalen Partnern: Technische Universität Kosice, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Gaia Kosovo, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Verein Offenes Lernen, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Fundatia Crestina Diakonia Filiala Sfantu Gheorghe, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster, Sukromna zakladna skola, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster und Scio, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster. Nachdem das Projekt 2018 von der österreichischen UNESCO-Kommission für den UNESCO-Preis für ICT im Bildungswesen nominiert wurde, wählte es nun eine Expert_innenjury der Generaldirektion Bildung, Jugend, Sport und Kultur der Europäischen Kommission als „Erfolgsgeschichte“ aus. „Erfolgsgeschichten" sind abgeschlossene Projekte, die sich durch ihre Wirkung, ihren Beitrag zur Politikgestaltung, ihre innovativen Ergebnisse und ihren kreativen Ansatz auszeichnen und Inspirationsquelle für andere sind.

Marginalisierte Gemeinschaften

Die Entwicklungsstrategie der Europäischen Union hat wichtige Schwächen und Risikobereiche identifiziert: Der vorzeitige Schulabbruch von Angehörigen der Roma-Minderheit zählt dazu. Die Roma stellen mit schätzungsweise zehn Millionen Personen die größte transnationale ethnische Minderheit in Europa dar. Die Lernresultate dieser Personengruppe sind deutlich geringer ausgeprägt als die der Mehrheitsbevölkerung. Ein Grund für die frühen Schulabgänge liegt im unzureichenden Verständnis der Lernmaterialien – viele Mitglieder der Roma-Gemeinschaft brechen daher die Ausbildung vor dem Besuch einer weiterführenden Schule ab und gehen entweder in die Arbeitslosigkeit oder treten als ungelernte Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt ein.

Head in the Clouds

Das Projekt „Head in the Clouds“ bietet offene digitale Bildungsressourcen für Kinder und Jugendliche im Alter von 6–16 Jahren an. Die Materialboxen halten Ideen für Aktivitäten in den Bereichen digitale Kompetenzen, Programmierung, Englisch, Umwelterziehung, Videoproduktion und Herausforderungen im Alltag bereit. Die so genannten Self-Organized Learning Environments (SOLE)-Boxen kann man sowohl in Schulen als auch in nicht-formalen Bildungseinrichtungen (beispielsweise Programme nach der Schule, Lernzentren, zu Hause) einsetzen. Die Aufgaben gibt es in englischer, slowakischer, ungarischer und serbischer Sprache.

Von September 2015 bis August 2018 hat die Fakultät für Informatik zusammen mit sechs Partnern in fünf Ländern eine strategische Partnerschaft im Bereich der Schulbildung umgesetzt. Dieses Erasmus+-Projekt befasst sich mit der Prävention von Schulabbruch, der Entwicklung von Basis- und Querschnittskompetenzen und der Verbesserung der digitalen Kompetenz im Kontext von Minderheiten, hauptsächlich Roma. Bildungsnachteile und Ausgrenzung führen zu mangelnder Integration auf dem Arbeitsmarkt und zum Ausschluss aus der Gesellschaft, was einen Teufelskreis in Gang setzt, den dieses Projekt durchbrechen will.

An drei Standorten in der Slowakei, in Rumänien und im Kosovo hat das Projekt mit mehr als 100 teilnehmenden Kindern und Jugendlichen einen innovativen Bildungsansatz umgesetzt. In außerschulischen Projekten und Jugendprogrammen verwendeten Lehrer_innen und Jugendbetreuer_innen eigens entworfene Lernmaterialien. Der gewählte MINIMAX-Ansatz (minimales Eingreifen der Lehrperson und maximale Autonomie der Lernenden) wurde ursprünglich durch den Ansatz der selbstorganisierten Lernumgebungen (SOLE) inspiriert. Diese weithin anerkannte alternative Bildungsmethode unterstützt die Schüler_innen in ihrem individuellen Lernprozess entsprechend ihren Fähigkeiten, Bedürfnissen und Interessen.

Digitale Kompetenz

Das Projekt startete mit einer Bedarfsanalyse, um die Bildungsmaterialien auf den lokalen Kontext und die Bedürfnisse zuzuschneiden. Mentor_innen und Jugendbetreuer_innen erhielten ein spezielles Training und setzten dies anschließend gemeinsam mit den Zielgruppen um. Das Team beobachtete Veränderungen im Hinblick auf Lernunterschiede, Schulbesuch und -abbruch, beruflichen Werdegang und digitale Kompetenzen. Die Materialen wurden laufend evaluiert und verbessert. Und nach drei Jahren setzen die Partner_innen nun die Arbeit erfolgreich fort: Das Lernen mit ihren Kindern und Jugendlichen in der Cloud.