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Dieter Imboden: "Universitäre Governance und Exzellenz in der Forschung: Die Frage nach der Interdependenz"

Das Semesterprogramm von TU Vision 2025+ wurde mit einem aufschlussreichen Vortrag und einer lebhaften Diskussion mit Dieter Imboden, emeritierter Professor und Physiker der ETH Zürich, abgeschlossen, der aufgrund seiner Leitungsfunktion der Kommission zur Evaluation der deutschen Exzellenzinitiative einen umfassenden Einblick in die Verflechtung von universitärer Governance und Exzellenz in der Forschung geben konnte.

Dieter M. Imboden

Dieter M. Imboden

Dieter M. Imboden

Die Rahmenbedingungen für Universitäten sind heutzutage grundverschieden von jenen bei der Etablierung von Hochschulen unter Humboldts Prinzip der Einheit von Forschung und Lehre – vor allem in Bezug auf die "Polytechnika", wie technische höhere Bildungsstätten zu Beginn genannt wurden, und die im Gegensatz zu Universitäten vordergründig der praktischen Berufsausbildung verpflichtet waren. Heute unterscheiden sich die beiden Systeme nur mehr marginal, da die klassischen Bildungsstätten verschult wurden und die Ausbildungsstätten akademisiert. Zudem haben die Bildungsoffensive und die Akademisierung von Berufsbildung zum Transformationsprozess maßgeblich beigetragen.

Der Staat, die Gesellschaft (worin auch die Wirtschaft inkludiert ist) und die Wissenschaft per se wirken auf eine Universität ein und stellen teils widersprüchliche und steigende Anforderungen. Sowohl fachlich als auch funktional werden Differenzierungsprozesse eingefordert, zusätzlich zur wachsenden Dynamik in der Forschung, welche wiederum eine Dynamik in der Lehre nach sich zieht. Hier gilt es die Wahrung eines Gleichgewichts zwischen universitärer Autonomie – insofern sie überhaupt sinnvoll ausgelebt werden kann – und externen Ansprüchen vorneanzustellen. Auch in Hinblick auf die Ergebnisse der Evaluation der Exzellenzinitiative haben sich drei entscheidende Faktoren herauskristallisiert, die Hochschulen zu exzellenten Ergebnissen verhelfen: Autonomie, Governance (im Sinne der Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit) und Wettbewerb (sowohl intern als auch extern).

Gerade die Governance ist ein wunder Punkt für viele Universitäten, da dieser Bereich oft mit Abhängigkeiten und organisatorischen Traditionen kollidiert und so die Hemmschwelle am Weg zur Exzellenz besonders hoch ist. Governance ist auch eng mit Autonomie verflochten, da diese ebenfalls der entsprechenden Rahmenbedingungen und konkreten Verantwortlichkeiten bedarf.

Auf dem Weg zur Spitze in Forschung und Lehre gilt es also viel mehr den Wandel als Chance wahrzunehmen und Differenzierung als Qualitätsmerkmal zu verstehen, sich auf intern kontrollierbare Faktoren zu konzentrieren, einen Konsens über Ziele und Maßnahmen sowie neben einer Basisfinanzierung Wettbewerb um interne und externe Mittel zu schaffen. Nicht zuletzt muss die interne Governance so gestaltet sein, dass Entscheidungsbefugnisse und Verantwortung deckungsgleich sind.

Auf die Frage wie eine eventuelle Exzellenzinitiative in Österreich realisiert werden sollte, konzentrierte sich Dieter Imboden auf die Vorschläge Exzellenzcluster recht frei beizubehalten, Hochschulen aufgrund von "past merits" zu finanzieren bzw. ausstatten, Netzwerke oder einzelne Unis langfristig und flexible anstatt dirigistisch zu finanzieren (um den Cluster bei Bedarf umgestalten und stärken zu können), sowie zuletzt auch im Sinne der Differenzierung besondere Leistungen finanziell anzuerkennen, jedoch nicht gießkannenmäßig und zeitlich unbegrenzt Mittel zu vergeben.

Mehr Infos auf <link http: vision2025.tuwien.ac.at>

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Bild: © Sibyl Imboden