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Die Liebe zu den kurzen Wellen – Nachruf Prof. Gottfried Magerl

Mikrowellentechniker, Netzwerker und inspirierender Lehrer: Gottfried Magerl verstarb unerwartet im 72. Lebensjahr

Gottfried Magerls wissenschaftliches Leben war eine wunderbare und abwechslungsreiche Reise durch das elektromagnetische Spektrum. Sie führte den studierten und 1981 habilitierten Hochfrequenztechniker zunächst von der Mikrowellenmesstechnik hin zur Entwicklung eines hochauflösenden mikrowellenmodulierten Infrarotlaser-Seitenbandspektrometers. Die damit verbundene internationale und interdisziplinäre Anerkennung brachte ihm Gastprofessuren in Chicago und Michigan ein. Zurück in Österreich, verschrieb er sich der berührungslosen Messtechnik, wie Straßenzustands-Radars und Laser-Pyrometern für Sinteröfen. Am Gebiet der sichtbaren Wellenlängen forschte er an extrem schmalbandigen Atomresonanzfiltern für Satellitenmeteorologie.

Mit seiner Ernennung zum außerordentlichen Professor für Mikrowellentechnik im Jahr 1990 kehrte er schließlich wieder in den GHz-Bereich zurück und betrachtete neben der wissenschaftlichen Forschung auch immer ihre Anwendbarkeit: Technisch hervorragende Ideen sollten praktisch, rechtlich und wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt werden. Gottfried Magerl war nie nur ein homo technicus sondern auch ein homo oeconomicus mit großem Interesse an wirtschaftlichem Handeln - ein homo ludens übrigens auch, wie seine Freude an experimenteller Arbeit immer zeigte.

Als Mitglied der obersten Telekom Regulierungsbehörde Telekom Control Kommission erweiterte er sein Spektrum auch in der Forschung um die Radio- und Mobilkommunikationsfrequenzen. Gottfried Magerls wegweisende Forschungserfolge im Bereich hocheffizienter und linearer Leistungsverstärker aus den 1990er Jahren zeigten aber auch auf, dass nur durch die Vernetzung hochkarätiger Forschungsgruppen ein schneller Fortschritt möglich wird. Er ergriff die Initiative und es gelang ihm 2004, ein europäisches Exzellenz-Netzwerk für HF-Verstärker im 6. EU Rahmenprogramm einzurichten. In TARGET (Top Amplifier Research Groups in a European Team) vereinte er 45 Forschungsgruppen.

Verantwortung und Funktion
Ein Grundmuster zog sich durch sein Leben, das er so beschrieb: „Es ist seit meiner Mittelschulzeit ein in mir eingebauter Reflex, in den Gemeinschaften, in denen und von denen ich zum Teil auch lebe, Funktionen zu übernehmen.“ Die vollständige Aufzählung all seiner Funktionen würde jeden Rahmen sprengen.

Beginnend als Personalvertreter versierte er rasch zu einem exzellenten Kenner und subtil agierenden Mitgestalter der Universitäts- und Fakultätspolitik. In Entscheidungsprozessen, in denen zu Beginn nicht einmal ein Kompromiss möglich schien, vermochte er am Ende oftmals Konsens herzustellen. Spätere Funktionen umfassen den Fakultätsratsvorsitz und die Leitung des Institute of Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering, an das er 1998 zum ordentlicher Professor berufen wurde. Am Ende seiner Zeit als Dekan (2010–2013) konnte er den Baubeginn des neuen Zentrums für Mikro- und Nanostrukturen feiern.

Auch außerhalb der Universität übernahm Gottfried Magerl verschiedenste Aufgaben in Beratungs- und Evaluierungsgremien, war einer der Gründerväter, Vorstandsmitglied und Vizepräsident des Forschungszentrums Telekommunikation Wien, war Generalsekretär der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und bis zuletzt Senatsmitglied der Christian Doppler Gesellschaft.

Denn mit dem Understatement welches ihm seit jeher eigen war, meinte er einmal: „Unsere Gesellschaft hat mir die Möglichkeiten geboten dorthin zu gelangen wo ich jetzt bin. Nun liegt es an mir, das Meine zurückzugeben.“

Der Mensch, den wir vermissen
Vor einigen Jahren meinte Gottfried Magerl anlässlich eines medizinischen Abschlussgesprächs: „Schreiben Sie, der Patient ist guten Mutes!“ Und mit genau diesem Mut der Zukunft gegenüber schritt er durch vier Universitätsrechtsordnungen. Es gelang ihm dabei immer aufs Neue, das Bestmögliche für Wissenschaft, Forschung und Lehre herauszuholen. Und er verstand es wie keine anderer, jene Menschen, die das Glück hatten mit ihm ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen, mit diesem Mut anzustecken. So half er auch vielen seiner Wegbegleiter, die richtigen Entscheidungen zu treffen – was viele erst im Nachhinein erkannten. Er verstand es zu führen, ohne dass jemals das Gefühl aufkam, geführt zu werden.

Gottfried Magerls Herzenswärme und seine unbedingte Loyalität gegenüber allen, für die er Verantwortung übernommen hatte, werden uns ebenso sehr fehlen, wie seine lebensbegleitenden Zitate von Doderer bis Monty Python und seine ansteckende Kunst, das Leben zu genießen. Die Verleihung des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien- Gottfried Magerl war auf das Innigste mit dieser seiner Stadt verbunden - durfte er leider nicht mehr erleben. Wir alle hätten es ihm von Herzen gewünscht und bemerken schmerzlichst, dass wir ab nun von Gottfried Magerl in der Vergangenheit sprechen müssen. Es bleiben sehr viele schöne Erinnerungen.