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Denken ist gut fürs Klima

Wiener Klimaexperte berät deutsche Bundesregierung – und plädiert für mehr Forschung

Nebojsa Nakicenovic beim TU Symposium "Neue Energiewelten" im Dezember 2008

Nebojsa Nakicenovic beim TU Symposium "Neue Energiewelten" im Dezember 2008

Nebojsa Nakicenovic beim TU Symposium "Neue Energiewelten" im Dezember 2008

Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise muss Klimaschutz ein wichtiges Thema bleiben. Diese Überzeugung unterstreicht Deutschland nun durch die Bestellung von Prof. Nebojsa Nakicenovic von der TU Wien in den „wissenschaftlichen Beirat Globale Umweltveränderungen“ der deutschen Bundesregierung.
Nakicenovic, Professor für Energiewirtschaft, beschäftigt sich vor allem mit technischen, wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen des Klimawandels. Nur indem man diese Aspekte bei der Erstellung von Klimaprognosen mitberücksichtigt, können heute realistische Zukunftsmodelle entwickelt werden. Schließlich hängt die Zukunft unseres Weltklimas ganz drastisch davon ab, wie Politik und Wirtschaft auf den Wandel reagieren.

Nobelpreisträger Weltklimarat
PolitikerInnen in Klimafragen zu unterstützen ist für Nakicenovic nichts Neues. Im Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC, Intergovernmental Panel of Climate Change), dem 2007 gemeinsam mit Al Gore der Friedensnobelpreis verliehen wurde, spielt Nakicenovic eine wichtige Rolle. Am IPCC Reports über zukünftige Emissionsszenarien war er als leitender Herausgeber maßgeblich beteiligt. Diese wissenschaftliche Erfahrung wird er nun als Berater speziell der deutschen Bundesregierung zugute kommen lassen.

„Deutschland gehört heute sicher zu den Ländern, die in der Klimapolitik führend und beispielhaft sind“, meint Nakicenovic. Trotzdem sieht er nach wie vor großen Handlungsbedarf, gerade in Zeiten der wirtschaftlichen Krise: „Es gibt die Tendenz, die Geldmittel für Forschung und Entwicklung zu kürzen“, beklagt er, „und ohne Forschung und Entwicklung kann man die globalen Klimaprobleme nicht in den Griff bekommen.“ Geld müsse einerseits für Grundlagenforschung ausgegeben werden, andererseits für konkrete klimawirksame Maßnahmen wie die thermische Sanierung von Gebäuden oder den Bau CO2-neutraler Kraftwerke. Gelingt es Europa, eine Vorreiterrolle in der Klimatechnologie einzunehmen, könnte das auch wichtige Impulse für die Wirtschaft bringen.

Erwärmung heute unbestritten
Um die Klimaerwärmung auf ein erträgliches Maß zu beschränken, müssen laut Weltklimarat die Emissionen von heute bis 2050 um mindestens achtzig Prozent reduziert werden. Eine „Null-Emissions-Gesellschaft“, die ganz ohne Verbrennung fossiler Brennstoffe auskommt, muss langfristig das Ziel sein. Dass sich das Klima tatsächlich ändert, ist unter WissenschafterInnen heute praktisch unbestritten. Zwar arbeitet die Klimaforschung mit hochkomplizierten Systemen, in denen es völlige wissenschaftliche Sicherheit niemals geben kann, doch einige bereits heute erkennbare Trends – die globale Erwärmung und die Tendenz zu immer extremeren Wetterbedingungen – stehen für Nakicenovic mit „an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ fest.

Um die hochgesteckten Ziele des Weltklimarates zu erreichen, werden uns drastische Maßnahmen nicht erspart bleiben. Als Verzicht auf Lebensqualität will Nakicenovic das aber nicht betrachten. Er bleibt optimistisch: „Der Klimaschutz wird unser Leben verändern, aber das muss nicht immer schmerzhaft sein. Man kann auch mit einem emissionsfreien Auto Spaß haben.“

Webtipp: <link http: www.zukunftwissen.apa.at cms zukunft-wissen fti-und-wissenschaft _blank link_extern>APA ZukunftWissen (Der Zugang zu dieser Datenbank ist nur von TU-Rechnern aus möglich!)