In der Hauptausschusssitzung vom 23.10.1992 zu TOP 9 Wahl der ReferentInnen –Frauenreferat findet sich folgende Protokollierung:
 

  • Tätigkeitsbericht liegt vor (von Gerlinde Diensthuber)
  • Bewerbung von Manuele Franz
  • Franz: Tätigkeitsschwerpunkte: Vorbereitungsarbeiten zum Frauenkongress (Frauen in Naturwissenschaft Medizin, Technik und Handwerk), Zusammenarbeit mit Wiener und österreichischen Frauenreferaten, Gleichbehandlungsarbeitskreis der TU, Assistentenposten für Frauen, Krabbelstube, stat. Erfassung zu Frauen an der TU.
  • Antrag 60: M. Franz zur Frauenreferentin zu wählen wurde mit 2 Enthaltungen einhellig angenommen.
     

Die neue Referentin Manuela Franz wurde im HTU_Info 11/1992, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster als eine der wenigen Frauen an der Elektrotechnik, die schon in der Fachschaft tätig war, und die aus eigener Erfahrung in einem "Männerstudium" Probleme lösen will.
 

Im selben HTU-Info eine Seite später gab es einen Leserbrief, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster, eines Lesers (Walter Pucher) der sich mit der Frauensprache nicht anfreunden konnte, auf den Manuela Franz ihre erste Antwort schrieb.
 

Doch nicht nur im HTU Info war Manuela Franz schreibend tätig, auch in der Zeitschrift der Studienrichtungsvertretung Elektrotechnik, dem "Fetzn", öffnet eine Datei in einem neuen Fenster war sie in ihrer Funktion als Vertreterin der Frauen am Werk und schrieb in der Nummer2/92 des Fetzns über eine an der Fakultät für Elektrotechnik angebotene Lehrveranstaltung. Titel der Vorlesung war "Marketing Grundlagen für Elektrotechniker", und plakatiert wurden sie mit aufreizenden Frauen im EI. Diese Kampagne des aus der Wirtschaft kommenden Vortragenden machte Manuela echt wütend, und ein alternatives Plakat mit nacktem Mann wurde plakatiert.

Soll-Analyse des HTU-Frauenreferates

Im Jahr 1992 hat sich eine Gruppe von 5 Studenten gebildet, die aufgrund eines Fachschaftentreffens am 23. Oktober eingesetzt wurde. Diese Arbeitsgruppe hatte das Ziel festzustellen, was einzelne Referate leisten (sollen) und welche Ressourcen sie dazu benötigen. Diese Arbeitsgruppe kam zu folgendem Ergebnis: Das Frauenreferat erhält einen Sachaufwand von 20.000,- Ö.S. pro Jahr.
 

  • Aufzeigen von Benachteiligungen oder Diskriminierungen von Frauen im Studium und deren Faktoren
  • Intervention bei geschlechtsspezifischen Ungleichbehandlungen innerhalb der TU (z.B. durch den Gleichbehandlungsarbeitskreis der TU-Wien)
  • Bei Personalentscheidungen (Ersteinstellungen durch die Institutskonferenzen, Verlängerungen in den Budget –und Stellenplankommissionen, Habilitierungen in den Habilitierungskommissionen, Berufungen in den Berufungskommissionen ) Zusammenarbeit mit den Gleichbehandlungsbeauftragten.
  • Unterstützung von Frauenförderungsmaßnahmen innerhalb der HTU
  • Gemeinsam mit dem Studienplanreformreferat und den Fachschaften, Schulungen für die Studentenvertreter in den Institutskonferenzen, u.a. durchführen (Frauenrhetorik, Motivierung, Ausschreibungstexte ...)
  • Information der Studierenden im HTU-Info
  • Frauenspezifische und feministische Lehrveranstaltungen organisieren (z.B. Wissenschaftskritik)
  • Zusammenarbeit mit Fraueninitiativen im außeruniversitären Bereich
  • Aufbau eines Frauennetzwerkes (vorerst) im deutschsprachigen Raum (Kontakt mit anderen Universitäten, Gleichbehandlungsbevollmächtigten, ...)
  • Mitorganisation des Kongresses “Frauen in Naturwissenschaften, Technik, Medizin und Handwerk” im November 1993 in Wien
  • Prüfung der Möglichkeit einer unabhängigen Plattform zur Förderung von Fraueninteressen im Rahmen der Selbstverwaltungskörper (Meinungsbildner ) -> Lobbying (Vorschlag Arbeitsgruppe)
  • Raum bieten für Lesben (->Lesben-Gruppe)
  • Frauen- Kulturveranstaltungen
     

Für alle Referate:
 

  • Rundbrief über Angebote und eigene Tätigkeiten an alle anderen Referate und Fachschaften (alle 1-2 Monate. Z.B. auf jeden Fall Ende November, Jänner, März, Mai)
  • Einmal im Semester einen Tätigkeitsbericht erstellen und dem Vorsitzenden und dem Fachschaftentreffen vorlegen (jeweils zu Semesterende); einmal jährlich einen Arbeitsplan für das nächste Jahr erstellen (Anfang Oktober)
  • Aufrechterhaltung eines positiven Arbeitsklimas, emotionelle und informelle Beziehungen und Bearbeitung anstehender Konflikte
  • Die Referentin darf ihre Tätigkeit erst dann beenden, wenn ein potentieller Nachfolger zumindest ½ Jahr eingearbeitet wurde.
  • Aufwandsabschätzung

(Arbeitsgruppe)                                                                             (Stellungnahme Frauenreferat)

30 Wochenstunden                                                                       40 Wochenstunden

1 Referentin à 20 Wochenstunden                          

1Sachbearbeiterin à 10 Wochenstunden                             (d.h. eine Sachbearbeiterin mehr)
 

So sieht also eine Vorstellung der Arbeitsgruppe aus Männern aus! Lesben sind Frauen, also soll die Lesbengruppe ins Frauenreferat.  ½ Jahr Einschulung für den Nachfolger den Herrn Frauenreferenten! Das sind die Vorstellungen, die aber göttinseidank nur auf dem Papier existieren. Das Frauenreferat konnte eigentlich immer autonom Projekte durchführen, und auch den zur Verfügung stehenden Sachaufwand ohne Absegnung (eine formelle Unterschrift war schon nötig) beanspruchen. Was die Frauenreferentin wofür kopierte war ihre Sache, auch was sie wohin verschickte war nicht von Interesse, sie hatte ja auch einen eigenen Stempel für die Post.
 

Berichte aus dem HTU-Info 4/1993

Manuela Franz schreibt zum Thema Technikerinnen einen statistischen Beitrag zu Frauen, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster und deren Verhältnis zur Gesamtzahl an der TU, und sie bietet auch Lösungsvorschläge zur Erhöhung des Frauenanteils. Die ganzen Soll-Bestimmungen, das Rückfragerecht und “die Aufforderung sich zu Bemühen” sichern noch lange nicht einen Posten für eine qualifizierte Frau.
 

Elisabeth Haasbauer (HTU-Info 6/1993, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster) wirbt für eine Frauengruppe zum Thema “Sexuelle Belästigung von Studentinnen” Sie möchte eine einsemestrige Gruppe anbieten, die sich mit den eigenen Belästigungserfahrungen aber auch mit den strukturellen und gesellschaftlichen Ursachen sexueller Belästigung beschäftigen.
 

Frauenkongress Anakonga

Vom 29.Oktober bis 1. November 1993 fand an der VHS Ottakring der erste österreichische Frauenkongress im Bereich Technik statt. Programmheft, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster
 

Die Inhalte des Kongresses:

In Naturwissenschaft, Technik, Handwerk und Medizin bewegen sich Frauen immer wieder in männerdominierten Gebieten und sind daher mit dem Konflikt zwischen Anpassung und Ausgegrenzt werden konfrontiert. Neben diesen Problemen setzen sich Frauen auch zunehmend kritisch mit naturwissenschaftlichen- technischen Inhalten und den damit verbundenen Weltbildern auseinander. Eine zentrale Problemstellung feministischer (Wissenschafts-)Kritik ist die Frage nah den Zusammenhängen zwischen Naturbeherrschung und Frauenunterdrückung. Vor allem Frauen, die sich in Ausbildung in obengenannten Bereichen befinden, suchen oft nach Identifikationsmöglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben und Arbeiten. Frauen, die ihnen dazu Vorbilder sein könnten, sind in der herkömmlichen Ausbildung und an den üblichen Arbeitsplätzen oft schwer zu finden; auch die Geschichtsschreibung verschweigt sie.
 

Entstehungsgeschichte

Aus dieser Situation heraus wurde 1977 in der BRD erstmals ein "Bundesweites Treffen von Frauen in Naturwissenschaft und Technik" veranstaltet. Mit wachsender Resonanz ist aus diesem Treffen ein jährlich (1993 zum 19. Mal) stattfindender, von rund 800 Frauen besuchter Kongress geworden. Auch Frauen aus Österreich nehmen in steigender Zahl an den deutschen Kongressen teil. Im Rahmen der Frauensommeruniversität 1990 trafen sich in Wien erstmals einige Frauen aus Naturwissenschaft und Technik, die in der Folge den informellen "Arbeitskreis feministischer Naturwissenschaft und Technik - FEMINATE" gründeten. Schließlich entstand die Idee eines österreichweiten Kongresses.
 

Im Sommer 1991 begannen die FEMINATE-Frauen gemeinsam mit anderen interessierten Frauen die Vorbereitungen. Wir erweiterten unser Arbeitsgebiet um die Bereiche "Handwerk" und "Medizin", da uns die Zusammenhänge zwischen handwerklichem Arbeiten, Technisierung, medizinischer Technik, Körperbewusstsein, Naturverständnis und Verwissenschaftlichung bewusst wurden.
 

1992 folgte die Gründung von "Anakonga - Verein zur Förderung und Vernetzung von Frauen in Naturwissenschaft und Technik, Handwerk und Medizin" , um uns die Organisation und die bürokratischen Arbeiten zu erleichtern.
 

Gerlinde Diensthuber und Manuela Franz waren in der Organisation für das HTU-Frauenreferat mitbeteiligt. Die früheren Frauenreferats-Architektinnen waren im Themenschwerpunkt Planung und Architektur vertreten.
 

Eine Kongressankündigung gibt es hier, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster.
 

Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis der Lehrveranstaltungen zu Feministischer Theorie und Genderstudies

Manuela Franz hat über mehrere Semester ein Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis herausgegeben, wo feministische und sonstige kritische LVAs der TU Wien und Universität Wien beschrieben wurden:

im SoSe 1993 gab es erstmals Das Andere Vorlesungsverzeichnis, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster.
 

Später wurde das kommentierte Vorlesungsverzeichnis der TU Wien in die wienweite Frauenforscherin integriert. Die Frauenforscherin erschien ab 1995.
 

Alle Frauenforscherinnen sind im Stichwort Archiv aufliegend.

 

In der Studienführerin der HTU ist im Studienjahr 1993/94, öffnet eine Datei in einem neuen Fenster wieder eine Selbstdarstellung des Frauenreferats zu lesen.