Frauen konnten in Österreich seit 1896 ein Universitätsstudium an einer philosophischen Fakultät beginnen. Der Zugang zu den anderen Fakultäten, ebenso wie zu den Technischen Hochschulen, wurde ihnen jedoch erst deutlich später eröffnet. Hintergrund dafür waren weniger Zweifel an der grundsätzlichen „Studierfähigkeit“ von Frauen als vielmehr die starke Orientierung des österreichischen Hochschulwesens auf eine Berufsvorbildung und das Fehlen entsprechender, gesellschaftlich akzeptierter Berufsbilder für Frauen.

So wurde zwar ab 1913 den Lehramtskandidatinnen erlaubt, als außerordentliche Hörerinnen die für sie relevanten Gegenstände, insbesondere Darstellende Geometrie, an Technischen Hochschulen zu inskribieren. In den technischen Fächern mussten Frauen dagegen zunächst um die Anerkennung ihrer Berufsfähigkeit in dem ausgeprägt männlich konnotierten Feld der Ingenieurberufe kämpfen.
Der Einsatz vieler Frauen, auch z.B. von an den Universitäten ausgebildeten Chemikerinnen, in der Rüstungsindustrie während des Ersten Weltkriegs hat hier dazu beigetragen, geschlechterstereotype Vorstellungen abzubauen. Zusammen mit der Übernahme des Staatsamts für Inneres und Unterricht durch den Sozialdemokraten Otto Glöckel ergaben sich so zu Beginn der Ersten Republik die Rahmenbedingungen für eine Zulassung von Frauen auch als ordentliche Hörerinnen: Mit Erlass vom 7. April 1919 durften sie auch an Technischen Hochschulen inskribieren – allerdings nur, soweit sie „ohne Schädigung und Beeinträchtigung der männlichen Studierenden nach den vorhandenen räumlichen und wissenschaftlichen Einrichtungen der einzelnen Hochschulen Platz finden können“.

Tatsächlich blieben Studentinnen an den Technischen Hochschulen Österreichs, mit Ausnahme der Kriegsjahre 1943 – 1945, bis in die 1970er Jahre hinein eine kleine Minderheit (unter 10%). An der TH in Wien waren die meisten Hörerinnen an den Fakultäten für Architektur und für Technische Chemie zu finden, in den eigentlichen ingenieurwissenschaftlichen Fächern blieb ihr Anteil verschwindend gering. Dennoch: Viele von ihnen haben ihr Studium erfolgreich abgeschlossen und respektable Karrieren im Berufsleben erreicht.

Die wissenschaftliche Laufbahn blieb für Frauen allerdings noch lange eine Ausnahme, und dies besonders im Bereich der technischen Wissenschaften. Zwar gab es an der TH in Wien bereits ab 1918 vereinzelt Assistentinnen – zunächst meist Chemikerinnen, die ihr Studium an einer Universität abgeschlossen hatten – sie wurden aber nicht selten nur eingestellt, weil gerade keine geeigneten männlichen Bewerber verfügbar waren. Nur sehr wenige von ihnen konnten eine dauerhafte Position an der Hochschule erlangen. Die erste Habilitation einer Frau erfolgte 1940, die erste Ernennung einer Frau zur a.o. Professorin 1974, und die erste ordentliche Professorin wurde 1996 berufen.

Es gibt also Fortschritte, aber es geht sehr langsam voran.

Dr.in Juliane Mikoletzky, Universitätsarchiv der TU Wien