Forschungs-News

Kurt Gödels Erbe

“Does Future Lie in the Past?” Unter diesem Titel findet in Wien eine internationale Konferenz mit zwei öffentlichen Vorträgen statt, die Logik, Computerwissenschaften und Physik verknüpft.

Zwei Ereignisse, die für die Geschichte der Relativitätstheorie eine entscheidende Rolle spielten, feiern dieses Jahr Jubiläum: Erstens jährt sich die entscheidende Überprüfung von Albert Einsteins Relativitätstheorie zum 100. Mal. 1919 konnte nachgewiesen werden, dass Lichtstrahlen von fernen Sternen durch die Gravitation der Sonne abgelenkt werden. Und zweitens feiert die Idee des "Gödel-Universums" ihren 70. Geburtstag: Der große Logiker und Mathematiker Kurt Gödel griff Einsteins Ergebnisse auf und zeigte mathematisch, dass nach den Gesetzen der Relativitätstheorie ein merkwürdiges Universum möglich ist, in dem die Zeit zyklische Form hat. Ähnlich wie man an seinen Ursprungsort zurückkehrt, wenn man auf einer Kugel immer geradeaus wandert, käme man in einem solchen "Gödel-Universum" in seiner eigenen Vergangenheit an, wenn man ausreichend viel Zeit verstreichen lässt. Aus diesem Grund organisiert die Kurt Gödel Gesellschaft von 25. bis 27. Juli 2019 die internationale Konferenz „Kurt Gödel´s Legacy: Does Future Lie in the Past?“

Das Leben von Kurt Gödel, der oft als größter Logiker seit Aristoteles bezeichnet wird, ist eng mit der Stadt Wien verbunden – insbesondere mit dem „Wiener Kreis“, einem naturwissenschaftlich-philosophischen Zirkel in de 1920er und 1930erjahren. Die Kurt Gödel Gesellschaft verbindet Forscherinnen und Forscher aus Fachgebieten wie Logik, Mathematik, Informatik, Physik und Philosophie, die man heute als logische Erben des Wiener Kreises sehen kann – die TU Wien ist daran maßgeblich beteiligt und auch mit mehreren Personen im Organisationskomitee der Konferenz vertreten.

Logik, Physik, Philosophie

Sowohl Einstein als auch Gödel waren revolutionäre Denker: Kurt Gödel wurde in erster Linie durch seine Unvollständigkeitssätze berühmt. Er zerstörte dadurch die Vorstellung einer vollständigen, in sich widerspruchsfreien Mathematik, in der man mit Hilfe klar definierter Regeln jede beliebige Aussage für wahr oder falsch erklären kann. Er konnte zeigen, dass jedes sinnvolle mathematische System entweder innere Widersprüche enthält oder unvollständig bleibt und somit unbeweisbare Aussagen zulassen muss. Albert Einstein zerstörte die Vorstellung vom absoluten Raum und der absoluten Zeit. Beides, so zeigte er, kann nur gemeinsam verstanden werden, als Raumzeit, die auf für Menschen unintuitive Weise verbogen werden kann.

Auch heute noch haben wir es immer wieder mit wissenschaftlichen Ergebnissen zu tun, die unsere philosophische Sicht auf die Welt herausfordern und für selbstverständlich gehaltene Annahmen auf neue Weise hinterfragen – dazu gehört auch die Quantenphysik, mit ihren merkwürdigen Vorhersagen über Superpositionen und Verschränkungen, die unserer Alltagserfahrung zu widersprechen scheinen.

Eintritt frei!

Im Rahmen der Konferenz gibt es zwei öffentliche Vorlesung bei freiem Eintritt:

Juliet Floyd, Boston University
In and Out of Mind: Wittgenstein and Gödel, Post and Turing

27. Wiener Kreis Vorlesung:
Donnerstag, 25. Juli 2019 17:00-18:00
Großer Festsaal der Universität Wien (Universitätsring 1, 1010 Wien)

Juliet Floyd vergleicht Wittgenstein, Gödel, Post und Turing und erörtert, was uns Resultate aus Logik und Mathematik über den menschlichen Geist verraten können - und was sie uns eben nicht verraten werden. Sie nimmt außerdem Bezug auf "post-menschliche" künstliche Intelligenz und das wissenschaftlich-humanistische Erbe des Wiener Kreises.

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John D.Barrow, Grasham College
100 Years of Universes

Public Lecture in Memoriam Wolfgang Rindler
Freitag, 26. Juli 2019, 18:30-19:30
Großer Festsaal der Universität Wien (Universitätsring 1, 1010 Wien)

John D. Barrow diskutiert die Frage, was Naturgesetze von konkreten Resultaten unterscheidet, wie sich die Komplexität der Welt in eleganten mathematischen Symmetrien versteckt und wie Chaos aus Ordnung hervortreten kann. Die Vorlesung erinnert an Wolfgang Rindler, einen österreichischen Physiker und Spezialisten für Relativitätstheorie und Kosmologie, der im Februar 2019 starb.

Zusatzinformation

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