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14. November 2022
Lernen, die Natur zu erhalten
Drei neue internationale Studiengänge an drei Hochschulen widmen sich Themen wie dem Klimawandel, grüner Chemie oder dem Management von Naturparks.

A beautiful view on the Ehrwalder Almsee and the Zugspitze on a sunny summer day in Austria
A beautiful view on the Ehrwalder Almsee and the Zugspitze on a sunny summer day in Austria, September 2018

Wie können Schutzgebiete gemanagt werden, um Landnutzungen naturverträglich möglich zu machen und neue ökonomische Möglichkeiten zu schaffen? Eine hochkomplexe Frage, mit der sich europaweit nur drei Hochschulen in expliziten Studiengängen auseinandersetzen. Eine davon ist die FH Kärnten: Mit dem Unesco-Lehrstuhl für das Management von Naturschutzgebieten und dem dazugehörigen Studiengang „Sustainable Management of Conservation Areas“ startete die FH Kärnten heuer ein neues, internationales Masterstudium. Damit werde, so Studiengangsleiter Michael Jungmeier, von den Vereinten Nationen anerkannt, dass diese Lehr- und Forschungseinrichtung zu großen Menschheitsthemen arbeite. „Schutzgebiete, also Natur-, National- und Biosphärenparks und Welterbestätten, umfassen mittlerweile 17 Prozent der Erdoberfläche. Dort werden die Natur und funktionierende Ökosysteme erhalten, gesichert und gemanagt.“

Zur Teilnahme am Studiengang ist ein Bachelor Bedingung, eine mehrjährige einschlägige Berufserfahrung ist wünschenswert. In jeweils dreiwöchigen Präsenzblöcken, nebst Online-Aktivitäten, wird das Basiswissen über Naturschutzgebiete (Arten, Geschichte und Institutionen) und verwandte Wissensgebiete (Ökologie, Ökonomie und Soziales) vermittelt, danach geht es um konkrete Themenfelder im Management von Schutzgebieten, wie der Entwicklung, Machbarkeitsprüfung, Planung, bis hin zur Ausarbeitung von Gesetzen und Finanzierungen: „Naturparks sind zum Teil mittelständische Betriebe mit bis zu 130 Mitarbeitern, wie der Naturpark Hohe Tauern.“ Ein weiterer Teil des Studiums beschäftigt sich deshalb unter anderem mit Prozessen im laufenden Betrieb, Naturraummanagement, Governance und dem Schaffen ökonomischen Nutzens. Im letzten Semester steht Management Beyond Borders auf dem Programm, bei dem es um übergreifende Aufgaben geht, über die Grenzen einzelner Schutzgebiete hinaus.

Gleich drei Universitäten – die Uni Wien, die TU und die Boku – taten sich unter der Koordination von Marko Mihovilovic zusammen und riefen das Masterstudium „Green Chemistry“ ins Leben: Die Themen der Kernmodule dieses Studiums umfassen etwa grüne Chemie, nachwachsende Rohstoffe, Toxikologie, Analytik und nachhaltige Entwicklung. Ergänzend gibt es frei wählbare Lehrveranstaltungen in thematischem Kontexten, etwa zur Katalyse. Aufnahmekriterien sind eine solide Vorbildung in einer Experimentalwissenschaft mit klarem chemischen Grundlagenbezug und Laborerfahrung. „Wir verfügen über jeweils ausgewiesene Expertisen, die für diese Querschnittsthematik nötig sind, und haben sie in den Stammhäusern zusammengeführt.“ Deshalb finden Studienveranstaltungen an allen drei Standorten statt, was im Kontext der „grünen Chemie“ wichtig sei, meint Mihovilovic. „Chemie wird jetzt nicht mehr nur als Kernfach mit wissenschaftlicher Exzellenz betrachtet, sondern muss die andockenden Bereiche ebenfalls miteinbeziehen. Das spielt bei der Kreislaufwirtschaft, der Recyclingfähigkeit von Produkten, der Umweltverträglichkeit von Prozessen und bei Sicherheitsaspekten, wie der Toxikologie, eine große Rolle.“

 

Interdisziplinäres Studium in Graz

Ein starkes Interesse an den naturwissenschaftlichen und sozialen Aspekten des Klimawandels, Enthusiasmus an interdisziplinärem Arbeiten im Bereich der Klima-Risken und an der Transformation zu einer resilienten Gesellschaft – diese Voraussetzungen sollten Studierende des neuen Master-Studiums „Environmental Systems Sciences/Climate Change and Transformation Science“ der Uni Graz mitbringen. Für den von Douglas Maraun geleiteten Studiengang ist ein Bachelor-Abschluss in den Bereichen Ökonomie, Soziologie, Geografie oder Naturwissenschaften mit einem Fokus auf Klima Bedingung. „Wir wollten einen Studiengang, der die Gesamtexpertise abbildet, aber kein oberflächliches, interdisziplinäres Studium ist“, erklärt Maraun, Leiter der Forschungsgruppe Regionales Klima. Wie können die Gesellschaft und das Wirtschaftssystem transformiert werden, damit wir klimafreundlicher und nachhaltig leben? Um diese Fragen zu behandeln, können Studierende zwei Richtungen wählen, so Maraun: „Man entscheidet sich entweder für einen naturwissenschaftlichen Schwerpunkt, bei dem der Fokus auf dem Klimasystem selbst liegt, oder für einen ökonomisch-sozialwissenschaftlichen Fokus, in dem es um die Folgen des Klimawandels, etwa Kosten und Gegenmaßnahmen, geht.“ Die Studiendauer der drei Master-Lehrgänge beträgt jeweils vier Semester, die Unterrichtssprache ist ausschließlich Englisch.

Web:
www.uni-graz.atwww.fh-kaernten.at,
www.tuwien.at/greenchem/

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.11.2022)

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