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Ausstellung: Moscheen im Wandel

Tradition bewahren oder neue Wege finden? Eine Ausstellung an der TU Wien beleuchtet die Frage: Wie soll man im 21. Jahrhundert Moscheen bauen?

DITIB-Zentralmoschee in Köln

DITIB-Zentralmoschee in Köln

Foto: Martin Gaissert

Wie soll eine Moschee aussehen, im Zeitalter der Globalisierung? Ist es sinnvoll, heute in Europa sakrale Bauten zu errichten, die auf die architektonische Tradition ferner Länder und vergangener Jahrhunderte verweisen – oder sollte man stattdessen eine neue, moderne Formensprache entwickeln? Dr. Negar Hakim, Lektorin am Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege der TU Wien, hat sich mit ihren Studierenden ein Semester lang Gedanken dazu gemacht. Die Resultate dieser Arbeit werden nun vom 20. bis 22. November 2019 im Foyer beim Festsaal der TU Wien (Karlsplatz 13) präsentiert.

Negar Hakim im Interview

Religion hat immer mit Tradition zu tun. Ist es da überhaupt möglich, moderne religiöse Gebäude zu errichten?

Negar Hakim: Natürlich ist das möglich, dafür gibt es viele Beispiele. Wir haben uns Moscheen aus vier verschiedenen Kontinenten angesehen, die seit 1970 errichtet wurden. Dabei erkennt man interessante Unterschiede: Einerseits gibt es Moscheen, die stilistisch ganz klar auf eine bestimmte nationale Bautradition zurückgreifen, andererseits gibt es aber auch Bauten, die ganz neue Wege gehen und sich von den Traditionen lösen.

In Wien gibt es das islamische Zentrum – wie ordnen Sie das architektonisch ein?

Negar Hakim: Das ist eindeutig im türkischen Stil gebaut. Oft kann man schon am Stil erkennen, wer der Auftraggeber war. Ein ganz anderes Beispiel ist die DITIB-Zentralmoschee in Köln, geplant von Paul Böhm, der bei unserer Ausstellungseröffnung einen Vortrag halten wird. Dort hat man versucht, einen neuen, zukunftsweisenden, offenen Stil zu finden.

Welchen Weg würden Sie einschlagen wollen?

Negar Hakim: Ich finde, man muss sich der Zeit anpassen. In der Arbeit mit den Studierenden haben wir gesehen, dass es viele sinnvolle Lösungen gibt. Eine Moschee braucht auch nicht immer ein Minarett und eine Kuppel. Manche modernen Moscheen sind von außen gar nicht als Moschee erkennbar, manchmal ist das Minarett nur abstrakt angedeutet. Wichtig ist, dass es sich um einladende, spirituelle Gebäude handelt. Wer draußen vorbeigeht, soll die Moschee nicht als Fremdkörper in der Stadt wahrnehmen, sondern Lust bekommen, hineinzugehen.

Beispiele aus vier Kontinenten

Die Ausstellung „Tradition und Transformation – Moscheen im Wandel“ wird am Mittwoch, dem 20.11.2019 um 18:30 von Prof. Marina Döring-Williams und Dr. Negar Hakim eröffnet. Im Festsaal der TU Wien werden die Architekten Paul Böhm und Alen Jasarevic sprechen, sowie der Religionswissenschaftler Ernst Fürlinger und der Imam Senad Kusur. Im Foyer neben dem Festsaal sind die Präsentationen der Studierenden bis Freitag 22.11.2019 zu sehen.

Mehr dazu auf der Webseite der Ausstellung, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster