Angesichts des aktuellen Geschehens in Europa veranstaltete die TU Wien Academy for Continuing Education am 09. März 2022 ein Expertengespräch, in welchem zentrale Fragen rund um das Thema „Management & Führung in Krisenzeiten“ diskutiert wurden.

Zum Einstieg wurde geklärt: Was ist überhaupt eine Krise?

Unabhängig davon, ob es sich um eine Finanzkrise, einen politischen Konflikt oder eine weltweite Pandemie handelt, manifestieren sich Krisen oft in einer Art Kontrollverlust – intuitive Herangehensweisen und Erfahrungswissen funktionieren nicht mehr – und einem Kollabieren der Ordnung – Rollen und Ziele eines Unternehmens oder eines Teams stürzen zusammen.

Wie können Führungskräfte mit diesen Unsicherheiten umgehen?

Die Erfahrung von Führungskräften in Krisensituationen ist oft eine der „Verdichtung“: Widersprüche, die sich im normalen Leben locker entzerren lassen, verdichten sich in Extremsituationen. Oft wird von der Notwendigkeit eines realistischen Optimismus gesprochen: Auf der einen Seite sollen positive Akzente gesetzt werden, um die Motivation und Energie aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite braucht es einen ausgeprägten Realismus, um unserem Overconfidence Bias zu entgehen und vorbereitet zu sein auf Krisensituationen.

Wie können Führungskräfte mit Verunsicherungen im Team umgehen?

Führungskräfte sind in Krisenzeiten mit einer großen Komplexität von außen konfrontiert; es fehlt aber auch oft der Rückhalt von innen, da die Verunsicherung im Team genauso groß ist. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, ist präventiv und kann umfassen: Vertrauen untereinander aufzubauen, eine psychologische Sicherheit zu bieten, klare Rollen zu verteilen und Krisenpläne zu erstellen. Somit wird ein Raum geschaffen, um gemeinsam nach vorne zu schauen und das Team für zukünftige Krisen gut aufzustellen. Denn: „Segeln lernt man nicht im Sturm.“ Wenn sich das Unternehmen aber bereits in einer Krisensituation befindet, dann ist ein großer Schlüssel zum Erfolg, durchweg mitzudenken, wie unterschiedliche Personen im Team die Krise wohl wahrnehmen und Kommunikationsräume zu vertiefen.

Wie kann sich eine Organisation auf kritische Situationen wie beispielsweise eine Wirtschaftskrise vorbereiten?

Eine Generalempfehlung ist das kollektive Denken in Szenarien. Zuerst werden Einschätzungen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung im sachkundigen Umfeld, in den Medien und im privaten Bereich gesammelt. In einem weiteren Schritt kann auf Basis dieser Informationen in Trendszenarien gedacht werden. Schließlich sollen diese in zwei Spielarten – einer negativen und positiven Richtung ­– durchgedacht werden. Als Nebeneffekt einer solchen Diskussion wird ein gemeinsames Grundverständnis erzeugt, was dann dabei hilft, in Krisensituationen agil handeln zu können.

Welche Strategien sind sinnvoll für ein Unternehmen, um sich aus einer Krisensituation zu manövrieren?

Obwohl diese Frage nicht einfach allgemein zu beantworten ist, betont die Forschung die Bedeutsamkeit des richtigen „Pacing“ und „Timing“ der eingesetzten Maßnahmen und Strategien. Beispielsweise entscheiden sich manche Unternehmen in finanziellen Notlagen dazu, sich aus der Krise „herauszusparen“, andere wiederum versuchen, sich „hinauszuinnovieren“. Gemeinsam ist beiden, dass keine der Strategien allein erfolgversprechend ist. Was wirklich zählt ist, dass Firmen den richtigen Zeitpunkt der Initiativen gut einschätzen können, damit ein Gefühl dafür vorhanden ist, was die Organisation jetzt noch absorbieren kann.

Unsere Experten

Wolfgang H. Güttel ist Universitätsprofessor für Personal- und Unternehmensführung am Institut für Managementwissenschaften und Dean der Academy for Continuing Education (ACE) an der Technischen Universität (TU) Wien. Seine Forschung ist den Themen Leadership, Strategie & Change Management gewidmet. Vor seiner akademischen Karriere arbeitete er als Unternehmensberater bei der Daimler-Benz AG, bei Diebold Management Consulting und ist seitdem Inhaber der Güttel Management Consulting, Training & Research. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in den Bereichen Führung, strategischer Wandel und Lernen in komplexen und sich dynamisch entwickelnden Umfeldern.

Martin Friesl ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Bamberg, Professor für Strategisches Management an der Lancaster University Management School und Associate Editor des International Journal of Management Reviews (IJMR). Seine Forschung konzentriert sich auf strategische Erneuerung, Strategieimplementierung und die Entwicklung, Veränderung und Replikation von organisatorischen Fähigkeiten in einer Vielzahl von Kontexten wie Biotechnologie, IT-Offshoring, Einzelhandel, Franchising, kommerzielle Immobilienentwicklung, die Streitkräfte und Finanzdienstleistungen.

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Unsere technologiegetriebenen Welt eröffnet uns nie dagewesene Möglichkeiten, stellt Führungskräfte und Organisationen aber gleichzeitig durch die Schnelllebigkeit und Komplexität vor besondere Herausforderungen. Führungskräfte benötigen daher besondere Fähigkeiten, um in diesem Kontext erfolgreich agieren zu können. Genau hier setzen unsere MBA- und Kompaktprogramme im Bereich Management & Leadership an. Unsere Programme richten sich insbesondere an Führungskräfte und Potentialträger_innen technologieorientierter Unternehmen, welche technische und wirtschaftliche Zusammenhänge miteinander vereinen und ihre berufliche Perspektiven zu einem vielversprechenden Themengebiet erweitern wollen. In speziellen Management- und Leadership Modulen geben wir Ihnen zudem die Möglichkeit, Ihre eigenen Fähigkeiten als Leader zu analysieren, kritisch zu betrachten und daraus konkrete Handlungsoptionen für Ihre tägliche Arbeit abzuleiten.

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