Portrait Karolina Cegir

© Energy Community Secretariat

Karolina Cegir ist Absolventin des MSc Renewable Energy Systems und als Gas Expert im Energy Community Secretariat, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster tätig. Diese – in der Öffentlichkeit weniger bekannte – internationale Organisation hat das Ziel, den europäischen Energiebinnenmarkt auf die Länder Südosteuropas zu erweitern. Im heutigen Alumni Portrait erzählt Karolina Cegir über die philosophische Dimension ihres MSc Programms und verrät, welches Projekt sie gern umsetzen würde.

Sie sind Gas Expert im Sekretariat der Energiegemeinschaft Südosteuropa. Was ist das Besondere daran, für eine internationale Organisation zu arbeiten?
Ich mag es, Menschen aus anderen Ländern, unterschiedlichen Branchen und mit unterschiedlichen Backgrounds zu treffen und mit ihnen zu arbeiten. Eine internationale Organisation wie das Sekretariat der Energiegemeinschaft Südosteuropa ist der perfekte „Schmelztiegel“. Sie fungiert als Brücke zwischen den Beteiligten, indem ihr Wissen über den Energiesektor insgesamt – sowie mein eigenes – geteilt und erweitert wird.

Was war Ihr größter beruflicher Erfolg bisher?
Ich kann einige Projekte aufzählen, die ich als bedeutenden Erfolg betrachte. Da wäre z.B. die Zertifizierung unseres internen Qualitätssystems und das Projekt zur Entflechtung der Übertragungsnetzbetreiber, sowie ein umfassendes Paket an sekundären Rechtsvorschriften, das innerhalb eines sehr engen Zeitrahmens ausgearbeitet wurde. Als wirklich größten beruflichen Erfolg betrachte ich allerdings das Vertrauen, das unterschiedliche Beteiligte, mit denen ich zusammenarbeite, in meine Objektivität und meine Professionalität setzen.

Wie hat die Absolvierung des MSc Renewable Energy Systems zur Verwirklichung Ihrer Karriereziele beigetragen? Wovon haben Sie am meisten profitiert?
Mein Lebensmotto war und ist noch immer kontinuierliches Lernen. Das Masterprogramm am TU Wien Continuing Education Center hat ein völlig neues Kapitel für mich aufgeschlagen: den Bereich der erneuerbaren Energien. Dabei denke ich nicht nur an die Technologien zur Energiegewinnung aus erneuerbaren Quellen. Als sogar noch wichtiger erachte ich die philosophische Dimension – eine neue Sichtweise: Wie kann man die Erde mit ihren limitierten Ressourcen und den ständig ansteigenden Energiebedarf in Balance bringen? Diese Sichtweise ist sogar im Bereich Erdgas, einer nicht-erneuerbaren Energiequelle, mit der ich in meiner täglichen Arbeit zu tun habe, hilfreich.

Und was war die größte Herausforderung auf Ihrem bisherigen Berufsweg?
Es ist immer eine große Herausforderung, die gegensätzlichen Interessen in Projektteams zu vereinbaren und dabei noch das übergeordnete, gemeinsame Ziel zu erreichen.

In welcher Hinsicht haben Ihnen die während des MSc-Programms erworbenen Qualifikationen bei der Bewältigung dieser Herausforderung geholfen?
Das MSc Programm hilft mir dabei, ein Gesamtbild vor Augen zu haben. Dieses dient immer als Grundlage, bevor es um spezielle Strategien, Interessen, Technologien, Ressourcen oder Bedarfs- und Entwicklungsaspekte geht.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute Führungspersönlichkeit aus?
Eine gute Führungspersönlichkeit hat eine Vision, die Fähigkeit zuzuhören, die Bereitschaft zu verstehen und den Mut, rasche Entscheidungen zu treffen. Außerdem verfügt sie über genug Selbstkritik, um Fehler zu erkennen und über genügend Selbstbewusstsein, um Fehler einzugestehen.

Mit welchen Zukunftsthemen sollten sich Manager_innen unbedingt beschäftigen?
Die Welt und die Energiewelt im Besonderen werden immer interdisziplinärer. Daher müssen ManagerInnen künftig unabhängig von ihrem Tätigkeitsfeld in der Lage sein, Unternehmen mehr als multiple, sektorübergreifende Projekte zu führen, als klassischen Organisationsstrukturen zu folgen.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Privatleben in Balance zu halten?
Klar definierte, strikte Prioritäten (auf wöchentlicher, monatlicher und wenn möglich täglicher Basis) sind der Ausgangspunkt. Gute Planung ist ebenfalls sehr hilfreich, aber nur gepaart mit Flexibilität. Berufsbedingt reise ich viel, aber ich nutze jede Gelegenheit, um eine Geschäftsreise mit einem privaten Aufenthalt zu verbinden und entdecke so Orte, die ich sonst kaum sehen würde.

Welche Person würden Sie gern kennenlernen? Warum?
Es gibt viele Personen, die ich aufrichtig bewundere und die ich wirklich gern kennenlernen würde. Marie Curie, Albert Einstein, Nikola Tesla, Alexander der Große, Michelangelo, Ernest Hemingway, Che Guevara und Leonard Cohen sind allerdings schon verstorben. Ich fürchte, ich habe keine Helden von heute. Allerdings wäre es interessant, Angela Merkel zu treffen und herauszufinden, welche Charaktermerkmale sie so lange im Amt gehalten haben.

Was verbindet Sie heute noch mit dem Continuing Education Center der TU Wien? Haben Sie noch Kontakt zu anderen Studierenden oder Vortragenden?
Ich verfolge regelmäßig die CEC News und gehe gern an der TU Wien vorbei, die ich als „meine Universität“ betrachte. Mit einigen Mitstudierenden und Vortragenden bin ich noch in Kontakt, aber ich muss zugeben, dass diese Treffen oder E-Mails leider immer seltener werden.

Welche (beruflichen und/oder privaten) Ziele haben Sie sich für die nächsten zehn Jahre gesteckt?
Ich würde gern ein Projekt entwickeln – oder zumindest Teil davon sein, das die verschiedenen Aspekte meines Wissens mit meinen Überzeugungen vereint. Das wäre eine Biogasanlage, die Biogas aus kommunalen Abfällen einer kleinen Stadt erzeugt und so das Heizen und den öffentlichen Verkehr nachhaltiger macht. Interessant wäre auch die Neupositionierung des bestehenden Erdgasnetzes hinsichtlich der Übertragung von Wasserstoff und/oder erneuerbarem Methan.